Geschäftsbericht 2021 | 2022
Pandemie und Flüchtlingsnot
Die großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland und weltweit bestimmten die Arbeit des Caritasverbands in den vergangenen zwölf Monaten. In den Einrichtungen und Diensten wurden die Angebote in der neuen Normalität mit Corona gestaltet. Weltweite Krisen und Flüchtlingsbewegungen wie in Afghanistan und durch den Ukraine-Krieg verlangten nach entschiedenen Antworten.
Der Caritasverband positionierte sich immer wieder deutlich in den disruptiven innerkirchlichen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, denen sich die katholische Kirche stellen muss: im Umgang mit Missbrauch, in der Respektierung der menschlichen Vielfalt, im Aufbrechen von verkrusteten Strukturen wie etwa zum Beispiel durch den synodalen Weg. Für die Menschen da zu sein, war für den Caritasverband in den vergangenen zwölf Monaten während der Corona-Pandemie eine Herausforderung. Als christlicher Spitzenverband und Träger eigener Einrichtungen beobachtete der Verband einen steigenden Bedarf an karitativen Angeboten. Dank eines gemeinsamen Kraftaktes von Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen sowie politischen und kirchlichen Entscheidungsträgern erreichte die Caritas im vergangenen Jahr mit ihren Angeboten die Menschen und war ein zuverlässiger Partner in schwierigen Zeiten.
Der Caritasverband blickt inzwischen auf zwei Jahre Pandemie zurück. Immer wieder belasteten Corona-Ausbrüche die Einrichtungen, ständig wechselnde Regelungen waren umzusetzen und dabei auf den Schutz der uns anvertrauten Menschen sowie der Mitarbeitenden zu achten. Dabei wurden die Angebote kontinuierlich angepasst, neu aufgestellt, erweitert und verbessert. In der Beratung von Hilfesuchenden professionalisierte der Caritasverband den Einsatz von digitalen Medien und Beratungstools. Eine Rahmenkonzeption zur mediengestützten Beratungsarbeit zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der technischen und praktischen Tools auf und definiert die fachlichen Standards. Damit kann das Kernangebot „Beratung“ des Caritasverbands um niederschwellige digitale Formate erweitert werden.
In München öffnete mit St. Paul im Bahnhofsviertel eine weitere Kirche ihre Türen für wohnungslose Menschen. Von Februar bis April 2022 bot der Kirchenraum montags bis freitags einen warmen Ort zum Verweilen sowie eine Toilette. Diese Möglichkeit zum Tagesaufenthalt für Menschen in sozialen Notlagen stellte ein weiteres wichtiges Angebot dar, da viele andere Aufenthaltsmöglichkeiten pandemiebedingt weiterhin stark eingeschränkt waren. Neben den konkreten Dienstleistungen für die Menschen meldete sich der Caritasverband wiederholt zu Wort, um Belangen der Sozialen Arbeit im Umgang mit Corona Gehör zu verschaffen. Er äußerte sich in Politik und Öffentlichkeit kritisch zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht und bemängelte die teils kaum noch handhabbaren Regelungen für Kindertageseinrichtungen und für stationäre Einrichtungen in der Altenhilfe sowie im Bereich der Teilhabe und Inklusion. Immer wieder forderte der Caritasverband von der Politik, die konkreten Auswirkungen politischer Entscheidungen zu bedenken und diese nachhaltig zu berücksichtigen. Denn das Arbeiten unter Corona-Bedingungen – die Sorge um Klientinnen und Klienten, die eigene hohe Ansteckungsgefahr, die familiären Belastungen, die Vereinzelung im Homeoffice – stellte nach wie vor häufig eine Bürde für die Mitarbeitenden dar. Das Engagement der Mitarbeitenden verdient höchste Anerkennung.
Krieg und Not zwangen Menschen aus vielen Regionen der Welt zur Flucht aus ihrem Heimatland. Beispielhaft zu nennen sind die Rückkehr der Taliban an die Macht in Afghanistan und der Kriegsausbruch in der Ukraine. Als moderner Wohlfahrts- und Spitzenverband, der mit ehren- und hauptamtlichen Akteuren professionell zusammenarbeitet, handelte der Verband zügig und reaktionsschnell, um Menschen auf der Flucht – unabhängig von ihrer Herkunft oder Nationalität – zu helfen. Caritas und Kirche, IN VIA mit der ökumenischen Bahnhofsmission, Malteser und viele andere Organisationen arbeiteten in der Akutversorgung der geflüchteten Menschen Hand in Hand. Als hilfreich erwiesen sich dabei die Erfahrungen der Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015, auf die zurückgegriffen werden konnte. Um all die Geflüchteten gut begleiten und unterstützen zu können, appellierte die Caritas stetig an die Politik, die Asyl- und Migrationsberatung ebenso wie eine professionelle Ehrenamtskoordination auf lange Sicht entsprechend personell und finanziell auszustatten.
Hier finden Sie die wichtigsten Informationen und Zahlen zu den Einrichtungen, Angeboten und Schwerpunkten der Arbeit des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e.V. der vergangenen Jahre.